Wir haben mit Anastasia Albert im Interview über das deutsch-schweizerische Unternehmen Mila gesprochen. Mila ist eine Service-Vermittlungsplattform auf der Technik-Knowhow angeboten wird – im freundschaftlichen, sowie im professionellen Sinne. Lest mehr im folgenden Interview.
Kannst du uns die Plattform von Mila etwas genauer vorstellen?
Mila.com ist eine Service-Vermittlungsplattform, auf der wir sogenannte technikbegabte „Friends“ und professionelle Service-Anbieter „Profis“ vermitteln. So finden Menschen, die jegliche Art von Technik-Support benötigen, die Möglichkeit ihr Problem mit Hilfe unserer Plattform zu lösen. Ansprechen tuen wir dabei alle, die einen Heimservice rund um Technik benötigen, wie beispielsweise eine Router-Installation, Sendersortierung im TV, Laptop Reparaturen, oder alles rund ums Smartphone und noch vieles mehr.
Wer ist der Gründer? Wie kam er auf die Idee eine Plattform für Servicevermittlung zu gründen?
Manuel Grenacher kommt aus der Schweiz und hat die Mila-Plattform gegründet. Ursprünglich sollten dort verschiedene Dinge angeboten werden, wie Gitarrenunterricht oder Nachhilfe. Das haben wir allerdings relativ schnell verworfen, weil wir festgestellt haben, dass ein Service nur bei bestimmten Produkten gesucht wurde. Unser P2P-Technikservice kam damals schon gut an, so dass wir beschlossen haben uns auf diese Kategorie genauer zu konzentrieren. So sind wir schon bald an Unternehmen herangetreten, die Technik anhand ihrer Produkte anbieten und verkaufen.
Da der Service für Technik eben nicht auf Knopfdruck zu bestellen ist, wie ein Taxi oder Essen bei Food Delivery, haben wir uns gefragt warum das so sein muss. So haben wir schnell festgestellt, dass viele Leute in der Nachbarschaft schon aktiv sind und technisches Knowhow besitzen. Auch Manuel Grenacher hatte eines Tages das Problem, dass sein Drucker repariert werden musste, so dass die Idee für eine Technik-Knowhow-Sharing-Plattform gelegt war.
Wie ist eure Community zusammengesetzt? Welche Kosten fallen für die Mila-Community-Mitglieder an (sowohl Knowhow-Besitzende als auch Knowhow-Suchende)?
Also, tatsächlich ist es so, dass eher die Männer bei uns ihr Technik-Knowhow anbieten, man kann fast sagen, dass es 80% auf unserer Plattform sind. Dass wir aber auch mehr Frauen in unsere Friends-Community bekommen, ist ein Ziel, das wir anstreben für die kommende Zeit.
Als Friend zahlt man bei Mila keine Grund- oder Anmeldegebühr. Es werden lediglich 20% Provision an Mila fällig, wenn ein Auftrag abgeschlossen ist. Der Kunde dagegen zahlt den jeweiligen Service, wie beispielsweise für eine Smart Home-Installation 39€. Im Preis sind dann bestimmte Leistungen enthalten, der Friend kann darüber hinaus jedoch zusätzliche Pakete hinzu buchen mit unserer App, die es ganz frisch auf dem Markt gibt.
Da wir eine Vermittlungsplattform sind dürfen wir keine Preise vorgeben, sondern können lediglich Preisempfehlungen oder Richtpreise geben. Der Friend kann den letztendlichen Preis jedoch frei verhandeln, je nachdem wie die Gegebenheiten sind. Die Gegebenheiten kann man recht schnell feststellen, wenn man vorher am Telefon über das Technik-Problem spricht und dann kann der Friend entscheiden ob der Richtpreis angebracht ist oder aber etwas zusätzlich verlangt werden kann.
Mit unserer App kann man zudem einen Service buchen, der in unter einer Stunde zum Kunden kommt. Dafür wird dann ein Aufpreis von 5€ genommen. Dieser Service kann jedoch nur verfügbar sein, wenn mindestens fünf Friends in der Umgebung einsatzbereit sind. Das kann man ganz einfach in der App schalten, wenn man zu Hause ist und in nächster Zeit einen spontanen Auftrag entgegennehmen kann. Falls keine einsatzbereiten Friends in der Nähe sind, kann der Kunde einen Wunschtermin angeben. Unsere Friends kommen auch am Wochenende oder abends noch vorbei, was für unsere Kunden natürlich sehr positiv gelegen kommt. Unser Service ist flexibler als der des normalen Service-Technikers, der in der Regel ein großes Zeitfenster angibt und nur zu Kernarbeitszeiten vorbeikommt. Das macht es für unsere Mila-Kunden mit den Friends schön und praktisch zugleich.
Was passiert, wenn ein Knowhow-Besitzer einen Auftrag bekommt, aber keine Lösung für das Technikproblem findet?
Das versuchen wir grundsätzlich zu vermeiden, indem wir schon zu Beginn den Technikstand unserer Friends abfragen. Wir haben online verschiedene Tests für unterschiedlichste Technikdinge und auch Dokumente, die man sich durchlesen muss. Danach wissen wir, dass die Person sich auskennt und auch mit der Technik umgehen kann. Zudem raten wir dazu, nur solche Aufträge anzunehmen, bei denen man selbst sicher ist, dass man diese hinbekommt. Und mit der App wird die Kommunikation nochmal leichter, da unsere Friends und Kunden direkt anrufen oder chatten und Bilder übermitteln können. So kann unser Friend im Zweifel vorher schon feststellen, dass das Problem zu komplex ist. Dann wird der Auftrag an einen professionellen Anbieter über uns verteilt.
Sind eure Knowhow-Besitzer vom Fach oder auch viele Hobbytechniker?
In der Schweiz können wir inzwischen sowohl Friends als auch Profis anbieten. In Deutschland haben wir derzeit nur Friends, aber das wird sich in Zukunft auch ändern. So kann der Kunde entscheiden was er will: Einen Friend zum unschlagbaren Preis, oder einen Profi für die beste Qualität und komplexere Serviceleistungen. Zudem dürfen gewisse Aufträge nur von Professionellen angenommen werden, wie bei Elektro-Installationen.
Auch Unternehmen nutzen euren Service um ihren Kunden bei Technikfragen zu helfen. Wie ist eure Resonanz dafür? Könnt ihr mit Mila den Kundenservice für große Unternehmen spürbar verbessern?
Unsere Strategie ist es, dass wir uns an den Kunden-Touchpoint großer Unternehmen dransetzen und diesen unseren Service anbieten. So vermittelt Vodafone beispielsweise einfachere Service-Calls an unsere Friends. Doch auch beim Elektrofachhändler Conrad kann unser Service beim Kauf des Produktes direkt hinzugebucht werden.
Wir beeinflussen den Kundenservice der Unternehmen auf jeden Fall im positiven Sinne. Da unsere Friends direkt in der nahen Umgebung sind, sind diese natürlich auch schneller beim Kunden. Außerdem weiß der Kunde auch wer vorbei kommt, da wir das Profil mit den Kontaktdaten vorab verschicken. Meistens wird zudem der Wunschtermin unserer Kunden eingehalten, wobei man bei einem Servicetechniker teilweise stundenlang warten muss. So ist unsere Kundenzufriedenheit definitiv sehr hoch.
Als Startup in der Sharing Economy: Welche Vorteile siehst du mit der Sharing Economy für die Gesellschaft kommen? Und Nachteile?
Also ein Vorteil ist definitiv, dass man mehr und einfacheren Zugang zu bestimmten Produkten und Services bekommt, bei denen es vorher nicht so einfach war. So muss ich mir beispielsweise kein eigenes Auto mehr kaufen, da ich dieses mit verschiedenen Car-Sharing Angeboten mieten kann. Damit bin ich sehr flexibel und unabhängig. Das gleiche gilt ja auch für den Service von Mila. Ohne P2P könnte unserer Service gar nicht angeboten werden. Kein traditionelles Unternehmen kann so viel Personal, so frei verfügbar haben ohne P2P. Das macht unseren Service schnell, verfügbar, bequem und leicht zugänglich.
Nachteile sehe ich eigentlich gar nicht so richtig. Ich denke, dass die Zukunft des Arbeitens sich so weit verändert, dass es keine 9-5 Jobs mehr geben wird. Man wird sich seinen Unterhalt durch verschiedene Tätigkeiten finanzieren müssen und können. Das macht alles viel flexibler, da ich mein Leben und meine Zeit selbst managen kann und außerdem effektiver arbeiten kann. Deswegen finde ich die Sharing Economy eher positiv. Natürlich wirft sie viele Fragen und gesellschaftspolitische Themen auf, wie das Thema Steuern zahlen und Versicherung. Wir bei Mila zum Beispiel weisen unsere Friends darauf hin, dass sie ab einem bestimmten Einkommen ihre Mila-Einkünfte anmelden und versteuern müssen. Andere Unternehmen ziehen sich dabei aus der Verantwortung, aber ich denke je größer ein Unternehmen wird, desto weniger wird das möglich sein.
Wo denkst du wird die Shareconomy die nächsten Jahre hinführen?
Ich glaube es gibt immer noch viele Leute, die Sharing Economy Angebote nicht nutzen und auch nicht kennen. So wird das Teilen noch stärker in den Mainstream einfließen und noch natürlicher und alltäglicher werden. Ich denke auch, dass Großunternehmen die Sharing Economy immer mehr für sich entdecken. Sie werden feststellen, dass sie nicht drum herum kommen mit Unternehmen, wie Mila, zusammenzuarbeiten. Mit P2P Unternehmen können Probleme einfach agiler gehandhabt werden. Wenn sie dies nicht tun, kommen sie in Gefahr ihre Marktposition zu verlieren.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg für Mila!
Die hier wiedergegeben Aussagen stammen aus einem Gedächtnisprotokoll, basierend auf einem Telefoninterview vom 01.02.2017.
Bildquelle: Unternehmens flickr-Account: https://www.flickr.com/photos/milaeurope | Pixabay
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